Ehrenamtliches und soziales Engagement

Die Kerwe der kleinen Heimatgemeinde organisieren, in der Fußballmannschaft für gereinigte Trikots sorgen oder die Geschicke eines Altenheims leiten. Alles das kann Ehrenamt sein. Und alles das sind nur kleine Beispiele für Ehrenämter, die ich von Kindesbeinen an inne hatte.  

So richtig bewusst wurde mir die Vielfalt des Ehrenamtes beim Tag der Deutschen Einheit 2001 in Mainz. Ich war als studentischer Mitarbeiter in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei  im Organisationsteam der Großveranstaltung und die Ehrenamtspräsentation im Zelt auf dem heutigen Jockel-Fuchs-Platz vor der Rheingoldhalle durfte ich mit betreuen. Hier präsentierten sich ehrenamtliche Projekte aus allen 16 Bundesländern. Und bei den Vorgesprächen und der Auswahl der Präsentationen wurde mir klar: Deutschland ist so vielfältig und interessant, gerade wegen so vielen Menschen die sich ehrenamtlich engagieren.

Wenn ich die B 9 aus Richtung Worms nach Oppenheim fuhr, faszinierte mich der Blick auf die Burgruine Landskron. Ich stellte aber auch fest, dass die historische Kulisse nur tagsüber zu bewundern war. Darum entschloss ich mich, die Sache anzupacken und engagierte mich schon vor meiner ersten Bürgermeisterkandidatur 2004 für eine entsprechende Beleuchtung der Burgruine. Mit tatkräftiger Hilfe meines Vaters und einiger  Handwerker aus der SPD wurden Gräben gezogen und die Verkabelung umgesetzt, fünf sogenannte ‚Reichstagsstrahler‘ konnten dank finanzieller Hilfe einer Gruppe rund um den Oppenheimer Ehrenbürger angeschafft werden. Das Ergebnis kann sich bis heute sehen lassen, denn bei Eintritt der  Dunkelheit ist die Burgruine von Weitem aus sichtbar.

Über 700 Stunden ehrenamtlicher Arbeit flossen in den Monaten darauf in die Sanierung der städtischen Emondshalle in Oppenheim. Beim Schleifen des Parkettbodens und anderen Innenarbeiten packten einige Mitglieder der SPD an. Der leider bereits verstorbene Horst Gradinger versiegelte die 300 Quadratmeter große Fläche der Halle anschließend, was die für zahlreiche Anlässe begehrten Räumlichkeiten zusätzlich schon 2004 deutlich aufwertete. Hierbei habe ich gelernt, was der nötige Wille und das eigene Engagement bewerkstelligen können.

Für viele Familien ist das Angebot für eine professionelle, wohnortnahe Betreuung der Liebsten im zunehmenden Alter ein wichtiges Kriterium für die Wahl des Wohnortes. Das Altenheim der Stiftung Zivilhospital in Oppenheim hält 148 Betten auf sechs Etagen bereit und schafft einen hochwertigen Lebensort für zahlreiche Seniorinnen und Senioren.

Als Stadtbürgermeister hatte ich den Vorsitz der Stiftung und damit eine große Verantwortung für die Entwicklung der Einrichtung. Eine bauliche Überholung war jedoch dringend notwendig. Wir standen vor der Grundsatzentscheidung: Wollen wir einen Abriss oder einen Rückbau mit Sanierung. Die Entscheidung fiel auf die zweite Option. Mittels einer mehrjährigen Generalsanierung im finanziellen Umfang von über sieben Millionen Euro konnte das AZO umfangreich modernisiert werden. Während des Umbaus wurde jeweils  eine Station in einer Containern untergebracht – eine anfangs gewagt wirkende Lösung die sich als äußerst praktikabel erwies. Durch die Sanierung des gesamten Gebäudes samt Küche konnte die Einrichtung, die dank der qualifizierten Mitarbeiter ein hohes Ansehen in der Altenpflege genießt, dauerhaft an Attraktivität sowohl für Bewohnerinnen und Bewohner, als auch für Angehörige und die Beschäftigten gewinnen.

Weil die nächstgelegenen Tafeleinrichtungen in Alzey, Mainz und Worms liegen, initiierte ich im Jahr 2010 zusammen mit den Kirchen die Schaffung der Oppenheimer Tafel. Als  Gründungsvorsitzende hatte ich hier Verantwortung bis 2018 und baute für Bedürftige aus den Verbandsgemeinden Rhein-Selz und Bodenheim eine feste Anlaufstelle für die Ausgabe von Lebensmitteln auf. Wie viel Arbeit dahinter steckt, wird häufig gar nicht gesehen: Es begann schon mit der Suche nach einem geeigneten Standort, der über eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr verfügen sollte.  Beim Aufbau und dem Betrieb der Tafel mussten  zahlreiche Auflagen und Vorschriften wie zum Beispiel zur Hygiene oder zu Versicherungsfragen beachtet werden. Auflagen, die mit denen für gewöhnliche Lebensmittelgeschäfte absolut vergleichbar sind. Ebenso galt es, immer wieder ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu gewinnen und deren Arbeit zu  organisieren, die Bedürftigkeitsprüfung und die Ausstellung der entsprechenden Ausweise vorzunehmen und um Spenden zu werben. Denn nicht nur Lebensmittelspenden, sondern auch Finanzmittel in deutlich fünfstelliger Höhe mussten jedes Jahr eingeworben werden, um die Ausgaben für Miete, Nebenkosten und Versicherung zu decken. Dabei halfen Aktionen wie die  Bratenaktion  vor Weihnachten, die sich jedes Jahr zunehmender Beliebtheit erfreute.

Dass Ehrenamt immer dann gefragt ist wenn es um schnelle Hilfe geht, zeigte sich in Framersheim. Die Gemeinde hatte mit einem großen Sturmereignis schwere Schäden erlitten und  ich organisierte mithilfe befreundeter Künstler das Benefiz-Event „Gemeinsam für Framersheim“ im August 2015. Der Zuspruch zur Veranstaltung und die Einnahmen für die Sache waren ein voller Erfolg! 

Da es uns in Deutschland trotz vieler Dinge, die es zu verbessern gilt, im internationalen Vergleich sehr gut geht, lohnt sich auch beim Ehrenamt ein Blick in die Welt. Luftfahrt ohne Grenzen (LoG) ist eine Vereinigung, die sich in Anlehnung an die bekannten Ärzte ohne Grenzen die praktische Unterstützung von Menschen in Krisengebieten zum Ziel gesetzt hat. Durch die Organisation von Lufttransporten mit Hilfsgütern leistet LoG mit tatkräftiger Unterstützung der Lufthansa und des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport hier einen wichtigen Beitrag. Als Bürgermeister habe ich dieses Engagement aktiv unterstützt, so beispielsweise im Falle der Lieferungen nach Erbil in der Autonomen Region Kurdistan im Irak. Der damalige Bürgermeister bedankte sich bei einem Besuch in Rheinhessen für die Hilfe!

Mir war und ist auf vielfältige Weise deutlich, dass ohne Ehrenamt nicht viel geht. Deshalb war ich mehrfach auch schriftlich bei der Landesregierung und der Stabsstelle Ehrenamt in der Staatskanzlei Mainz für die Einführung der Ehrenamtskarte. Auf dem Ehrenamtstag des Landes Rheinland-Pfalz im Jahr 2014 in Worms war es dann soweit: Die Ehrenamtskarte wurde vorgestellt. Diese Zertifizierung ist bis heute ein wichtiges Signal der Wertschätzung bürgerlichen Engagements zum Wohle der Gesellschaft. Herzlichen Dank an alle!