„Schwimmfähigkeit geht Baden“

Dies ist nur eine der Überschriften, die man in den letzten Jahren den Zeitungen zum Thema der Schwimmfähigkeit unserer Kinder nachlesen konnte. Dies ist auch kein Wunder, seit Jahren werden immer mehr kommunale Schwimmbäder auf Grund hoher Kosten und sinkender Besucherzahlen nicht mehr saniert oder gar ganz aufgegeben.

Eine gravierende Folge: Der Schwimmunterricht für Schülerinnen und Schüler der Umgebung fällt aus oder wird mit zu großen Fahrtwegen zum nächstgelegen Schwimmbad eine fast unmögliche organisatorische Herausforderung im Schulalltag.

Ein Zustand der für mich nie tragbar war und den ich vor Ort ändern wollte.

Als ich 2009 zum Beigeordneten der damaligen Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim gewählt wurde, oblag mir die Zuständigkeit für den Bereich Liegenschaften. Dazu gehörte auch die Verwaltung des Hallenbandes der Verbandsgemeinde, das für den Schulsport, aber auch für die Öffentlichkeit zur Verfügung stand. Nach einer kritischen Analyse wurde schnell klar: Es sind Veränderungen notwendig, will man das Bad dauerhaft erhalten und die bereits damals vorhandenen hohen jährlichen Defizite von mehreren hunderttausend Euro rechtfertigen können. Seitens der Verbandsgemeinde holten wir deshalb einen deutschlandweit tätigen Gutachter hinzu, der die Nutzung der Wasserflächen analysierte sowie das Gebäude und die Technik prüfte.

Wir versuchten dann die Empfehlungen des Gutachtens politisch abzuarbeiten. Zunächst verbreiterten wir die Öffnungszeiten deutlich, sodass sonntags das Bad auch nachmittags öffnete und nicht bereits um 12 Uhr seine Pforten schloss. Ein öffentlicher Namenswettbewerb brachte einen neuen Begriff ans Tageslicht: Das Hallenbad wurde OpptiMare getauft und seine Attraktivität zum Beispiel auch im Bereich der Sauna durch die Mithilfe vieler ehrenamtlicher „Saunaritter“ gesteigert. Diese wurden von zertifizierten Fachkräften ausgebildet und durften sodann Aufgüsse machen. Die Schulen konnten weiterhin von Montag bis Donnerstagvormittag die Wasserflächen für ihren Schulsport nutzen, freitags morgens fand öffentlicher Badebetrieb statt.   

Durch die Schaffung einer Liegewiese im Außenbereich und die Aufwertung des Kinderbeckens gewann die Badeanlage weiter an Attraktivität. Dank einer energetischen Verbesserung der Pumpen konnten außerdem enorme Energieeinsparungen erreicht werden, was auch der Umwelt zu Gute kommt.

Eine große Herausforderung war und ist die Generierung von Fachpersonal deutschlandweit. Deshalb hatte ich versucht, 2015 bei der Ankunft von Flüchtlingen dafür zu sorgen, dass bei der Berufswahl auch der Bademeister bzw. die Fachkraft für Bäderbetriebe angemessene Bedeutung findet. Denn die Sicherheitsansprüche in puncto Sicherstellung der Wasseraufsicht ist für alle Verantwortlichen in einem Schwimmbad eine große haftungsrechtliche Herausforderung und Belastung. 

Im Rückblick hat diese Professionalisierung des Badebetriebes im OpptiMare dazu geführt, dass bis heute bessere Nutzungszeiten bestehen, die bei erhöhter Attraktivität einen bedarfsgerechten Zugang für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen ermöglichen.

Die persönlichen und vielfältigen Erfahrungen haben dazu geführt, dass ich mich auch als Abgeordneter für bessere Förderprogramme zur Sanierung und zum Neubau von Schwimmbädern in Deutschland einsetze. Hier kann ich alle Aspekte einfließen lassen, die uns in der Kommunalpolitik immer wieder beschäftigt haben.