“Travel has made me more aware of myself. I learn more about myself while being on the road than anywhere else. Its given me the ‘I can make it happen’- attitude”- Jessica Johnson

Auslandsjahr. Dieses Wort bedeutet mir so viel mehr, als ich jemals geglaubt hätte. Da es als jemand der noch nie ein Auslandsjahr gemacht hat, schwer sein kann zu verstehen was ich damit meine, habe ich eine kleine Liste von Dingen  geschrieben, die zusammenfassen, was ich mit diesem Wort in Verbindung setze.
Ein Auslandsjahr ist Kraft haben. Es ist die Kraft haben “auf Wiedersehen” zu all seinen Freunden und Familie zu sagen. Es ist die Kraft haben sein ganzes Zimmer und Leben in einen Koffer zu packen. Es ist seine persönliche “comfort zone”, sein Heimatland und das Leben, das man so gut kennt, hinter sich zu lassen. Es ist die Kraft zu wissen, dass man eben nicht weiß, was man erwarten soll und kann von dem was vor einem liegt und trotzdem in das Flugzeug zu steigen, dass einen zu diesem Land voller Neuheiten bringt.
Ein Auslandsjahr ist Angst haben. Es ist Angst haben vor dem Fakt, dass man mit Leuten leben wird die man noch nie getroffen hat und vielleicht gerade einmal zwei Monate lang über social media kennengelernt hat. Angst haben weil man weiß, dass niemand einen auf der anderen Seite der Welt kennt und man dort noch keine Freunde hat.
Ein Auslandsjahr ist erkennen, dass jeder Stein der einem im Weg liegt eine Chance ist. Die Möglichkeit eine richtige Entscheidung zu treffen. Eine Chance zu sehen wie “anders” man doch ist als alle anderen, aber dass der Schlüssel darin liegt diesen Unterschied zu feiern.
Ein Auslandsjahr ist sein Leben in vollen Zügen zu genießen und Dinge zu tuen, die man ansonsten nie machen würde. Es ist Spaß haben dabei Freundschaften zu knüpfen die hoffentlich ein Leben lang halten, es ist der Spaß daran die Zweitsprache zu sprechen und zu merken wie man immer besser wird, die Aussprache sich verändert, wie man plötzlich einfach redet ohne groß darüber nachzudenken. Es ist Fächer haben, die man nie in einer deutschen Schule haben könnte (Theater, Chor, Band, Film Studies, etc.). Es ist zu dem Lagerfeuer zu gehen mit all seinen Freunden und S’mores zu essen. Es ist im Auto sitzen mit herruntergerollten Fenstern, auf dem Weg zu einem neuen Part des Landes den man noch nicht gesehen hat, mit der Sonnenbrille auf und der Musik, die im Hintergrund läuft, und einfach zu erkennen wie viel Glück man hat in diesem Moment genau zu sein wo man ist.
Ein Auslandsjahr ist Lachen. Über die Fehler die man macht, über Wörter die man falsch ausspricht oder benutzt. Es ist lachen über die dummen kleinen Dinge, die passieren, und zu wissen, dass “niemand einen hier kennt”, dass man auf keiner Art oder Weise von anderen Menschen beurteilt wird. Und für mich bedeutet das Freiheit- die Freiheit ich selbst zu sein.
Ein Auslandsjahr ist wie fliegen und plötzlich tief zu fallen. Nach jedem Hoch kommt ein Tief. Und manchmal ist dieses Tief eben tiefer als man es erwartet. Es kommt in den einfachsten Dingen und Momenten ohne, dass man es erwartet. Man vermisst Freunde, die Haustiere und die Familie, man vermisst das gute Brot und das Schnitzel und verdammt die Maoams und gute Schokolade. Es ist das Leben zu vermissen, dass so anders ist von dem was du gerade erlebst.
Ein Auslandsjahr ist Angst zu haben nach Hause zu gehen. Weil “zuhause” nie wieder “zuhause” sein wird wie es war bevor man gegangen ist. Man ist gewachsen in mehr Wegen als andere Menschen je verstehen können, man ist viel unabhängiger geworden, man kann die Sprache in der man gesprochen, gedacht und geträumt hat in den letzten 10 Monaten, viel besser sprechen als davor. Aber es ist auch verschiedene Wörter oder grammatische Phänomene in der Muttersprache zu vergessen. An dieser Stelle tut mir es Leid, dass mein Deutsch so schlecht ist. Ich glaube nicht, dass irgendjemand wirklich versteht wie schwer es mir gerade fällt diesen Text hier zu schreiben :D.
Aber vor allem ist ein Auslandsjahr erkennen und ploetzlich wissen. Es ist zu wissen wer seine wahren Freunde sind. Es ist erkennen wer man wirklich ist, weil niemanden einen kennt. Man erfindet sich neu, weil keiner von einem erwartet eine spezielle Art von Person zu sein oder in einer gewissen Art zu handeln. Es ist erkennen, was man gemacht hat, weil andere Leute im Umfeld es erwartet haben und was man macht, weil es einfach die Person ist, die man wirklich ist und sein möchte. Es ist sich “in the middle of nowhere” wiederzufinden, aber sich SELBST “in the middle of nowhere” zu finden. Und meiner Meinung nach ist genau das, dass Beste was einem Individuum passieren kann. Es ist auch plötzlich wissen, dass “zuhause” da ist, wo dein Herz ist. Aber sich auch 100 Prozent sicher zu sein, dass sein Herz in zwei Teile geteilt ist und dass diese einen Ozean voneinander entfernt sind.

Ich weiß, dass das alles sehr indirekt ist. Das oben Genannte sind Dinge, die ich während meines Jahres hier wahrgenommen und gelernt habe. Ich denke einfach, dass ich 10 Monate in denen ich so viele Erinnerungen gemacht habe  und was ich gelernt habe, nicht in einer einzigen Seite zu Papier bringen kann. Aber ich möchte alle Menschen wissen lassen wie dankbar ich bin: Ich möchte Danke sagen zu all den Leuten die dafür verantwortlich sind wo und wer ich jetzt bin. Danke an alle die mit und für das PPP/CBYX Programm arbeiten und so viel vertrauen in mich gesteckt haben, dass ich eine gute “Jugend Botschafterin” für Deutschland sein werde und das Land angemessener Weise vertreten kann. Allen hier voran Marcus Held, der meinen Traum hat wahr werden lassen. Ich möchte auch meinen Freunden und Familien danken, in Deutschland und hier in den USA. Jeder einzelne von euch hat mich aufgebaut und getröstet wenn ich es gebraucht habe und ohne euch würde ich nicht das jetzt schreiben.
Falls es irgendjemanden interessiert wie mein persönliches Auslandsjahr genau ausgesehn hat und aussieht, ist herzlich eingeladen meinen Blog oder meine Facebook-posts zu lesen, oder aber auch mir Fragen über soziale Netzwerke zu stellen! Danke fürs Lesen!

Tara-Kanita Hassemer, Missouri, USA 2016/17