24 Jun 2020
Juni 24, 2020

Digitales Lernen

Welchen Einfluss hat das vermehrte digitale Lernen der letzten Wochen und Monate auf unsere Kinder? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein für gutes digitales Lernen und welche Unterschiede gibt es zwischen dem klassischen Lernen und der Schule mit digitalem Lernen?

Diese und viele andere Fragen habe ich in einem hoch interessanten und anregenden Fachgespräch mit Frau Prof. Dr. Felicitas Macgilchrist vom Georg Eckert Institut in Braunschweig zum Thema Digitales Lernen diskutiert. Dort hat man in den vergangenen Wochen Befragungen unter Lehrern, Schülern und Eltern durchgeführt und sich nach der aktuellen Situation erkundigt.

Fazit:

  • Schule ist mehr als nur Lernen, sie gibt Kindern Struktur und bietet unverzichtbare soziale Interaktion
  • Eine große Herausforderung besteht darin, die Kommunikation zwischen Lehrern, Eltern und Schülern aufrecht zu erhalten. Bereits hier gibt es die ersten Hürden.
  • Wir müssen gerade beim digitalen Lernen den bisher digital Ausgeschlossenen, die nicht über die notwendige Hardware verfügen, mehr Teilhabe ermöglichen – die 500 Millionen Euro, mit denen der Bund Familien beim Kauf eines Laptops unterstützt sind zwar ein erster Schritt, reichen aber nicht aus.
  • Digitale Medien müssen ihren Weg mehr an die Schulen finden und dort nicht einfach nur um ihrer selbst willen eingesetzt werden, um klassische alte Inhalte neu aufbereitet zu zeigen. Einfach mal mit der VR-Brille (Virtual-Reality-Brille) das alte Rom besichtigen, statt nur darüber aus einem Buch oder von einem Smartboard vorzulesen.
  • Es gibt kein eindeutiges Plädoyer für Digitalisierung an Schulen. Vielmehr ist eine gesunde Mischung nötig, für die verschiedene Lehrertypen automatisch sorgen. So gibt es diejenigen Lehrer, die mit Begeisterung voranschreiten, wenn es um Neuerungen geht, diejenigen, die in einem zweiten Schritt nachfolgen, und letztlich eben auch diejenigen Lehrer, die sich solchen Ideen eher verweigern. Alle drei Typen zusammen sorgen für eine gute Mischung aus klassischem und modernem Unterricht.
  • Derzeit gibt es technisch viele kleine Insellösungen, was es braucht sind Plattformen auf Länder- besser noch auf Bundesebene, über die technische Systeme für die Schulen bereitzustellen
  • Digitales Lernen bietet Schülern, die mit klassischem Unterricht weniger zurechtkommen, neue Chancen.

Wichtig zu bedenken: Da nur diejenigen befragt werden konnte, die das Privileg genießen digital erreichbar zu sein, lassen diese Ergebnisse die digital Ausgeschlossenen, deren Position nicht abfragbar war, außen vor. Hier liegt eine der Herausforderungen, denn fest steht:

Für den Fall, dass es – aus welchem Grund auch immer – in Zukunft noch einmal zu so einem Lockdown kommt, wie in den vergangenen Wochen und Monaten, müssen wir maximal viele Kinder und Familien darauf vorbereiten um niemanden zu benachteiligen.

Mein herzlicher Dank gilt Frau Prof. Dr. Felicitas Macgilchrist und der Leibniz Gemeinschaft, die das Gespräch ermöglicht hat.