Etwa 80 Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen Gemeinden waren in der vergangenen Woche der Einladung der SPD in den Eppelsheimer Bürgersaal gefolgt, um sich über den aktuellen Sachstand des parteiübergreifenden Bündnisses gegen den A61-Autobahnlärm zu informieren. „Bislang liegen uns rund 500 Unterschriften vor“, erklärte Hans-Jürgen Nolte eingangs der Bürgerinformationsveranstaltung. Dies beweise, dass der Autobahnlärm nicht nur für einzelne, sondern für viele Menschen entlang des dicht besiedelten, rund 12 Kilometer langen Streckenabschnitts zwischen Gundersheim und Alzey ein Problem sei. Als Ehrengäste im Publikum begrüßte der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins an diesem Abend die Eppelsheimer Ortsbürgermeisterin Ute Klenk-Kaufmann (FWG) und den Gundersheimer Ortsbürgermeister Erno Straus (SPD). Dank sagte Nolte seinen Vorstandsmitgliedern für die tatkräftige Unterstützung bei der Unterschriftenaktion und auch dem Gemeinderat der Effenkranzgemeinde, der geschlossen hinter dem Bündnis stehe. Enorm sei das Ergebnis der Unterschriftenaktion in Dintesheim ausgefallen, hob Nolte hervor. Dank des Engagements von Hannelore und Arno Kaiser sowie Horst Weidner und seiner Lebensgefährtin Angelika Bernsee hätten sich über 90 Prozent der Dintesheimer Bürgerinnen und Bürger dem Bündnis gegen den Autobahnlärm angeschlossen, so Nolte. Für dieses überaus respektable Ergebnis ernteten die Dintesheimer „Aktivisten“ Applaus aus dem Publikum. Die Frage, warum man ein Bündnis gegen den Autobahnlärm initiiert habe, beantworte Hans H. Brecht vom Vorstand der Eppelsheimer SPD in einer rund 20minütigen Beamerpräsentation. Im heutigen Stresszeitalter brauche der Mensch auch Ruhephasen, um sich regenerieren zu können. Doch Ruhe und Stille sei den Menschen an der A61 nicht einmal nachts vergönnt, betonte Brecht. Selbst bei geschlossenen Fenstern dringe der Autobahnlärm noch merklich ins Gehör. Die von der mittlerweile rund 40 Jahre alten Autobahn ausgehenden Lärmbelastungen verdeutlichte er anhand einer Lärmkatasterkarte des Landes. Dabei seien Dauerlärmpegel von 60 Dezibel und mehr für die Anlieger leider eine alltägliche Zumutung, so Brecht, der in einem Filmbeitrag auch die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken dem Publikum näherbrachte. Weniger die Schädigung des Gehörs, sondern vielmehr Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Schlafstörungen und psychosomatische Beschwerden – auch mit der Folge eines möglichen latenten Burn-out-Syndroms – seien die häufigsten, durch Dauerlärm verursachten negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.

Erstaunt zeigte sich das Publikum über die Tatsache, dass nur 3 Dezibel mehr eine Verdoppelung der Lärmquellen darstelle. Das schien kaum einen der Anwesenden bekannt gewesen zu sein. Zum Erhalt der Lebensqualität in den betroffenen Gemeinden und der Gesundheit der Menschen willen, fordere man umgehend wirkungsvolle Lärmschutzmaßnahmen, etwa durch Erneuerung des alten Straßenbelages durch so genannten „Flüsterasphalt“, gegebenenfalls Lärmschutzwände und auch Geschwindigkeitsbeschränkungen in den Nachtstunden, formulierte Brecht das Ziel des Bündnisses gegen den A61-Autobahnlärm. Am 24. April diesen Jahres, anlässlich des Internationalen Tages gegen den Lärm, werde man die Unterschriftenliste vor dem Landtag in Mainz an MdL Heiko Sippel und Bundestagskandidat Marcus Held übergeben. Beide SPD-Politiker hätten das Bündnis von Beginn an unterstützt und würden sich gegenüber den Verantwortlichen von Land und Bund für die baldmöglichste Lösung des Problems einsetzen, dankte Brecht den beiden anwesenden SPD-Politikern für deren Engagement namens der Initiatoren des Bündnisses sehr herzlich. Als Stadtbürgermeister von Oppenheim kenne er die Problematik nur zu gut, sagte Marcus Held, und erinnerte an die extremen Lärmbelastungen, als 2005 die Lkw-Maut eingeführt wurde und der ganze Transitverkehr durch Oppenheim rollte. „Wir haben uns das damals auch nicht einfach so bieten lassen und haben alle Räder in Bewegung gesetzt“, so Held. Insgesamt gehe es um die Lebensqualität in Rheinhessen, einer kulturell wie auch touristisch und wirtschaftlich aufstrebenden Region in Rheinland-Pfalz. Umso wichtiger sei es, Zeichen zu setzen und die von den Bürgern gewählte Politik zum Handeln aufzufordern. Formal zuständig für die Autobahn sei der Bund, der aber Aufgaben auch an das Land vergebe, klärte Held auf. Insofern müsse man auch der Landesregierung die Problematik deutlich machen und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern einen lösungsorientierten Dialog anstreben, so Held.

MdL Heiko Sippel (SPD) würdigte das Bündnis gegen den Autobahnlärm als eine beispielhafte Aktion, in der ein großes Maß an Solidarität zutage getreten sei. „Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn Menschen ein gemeinsames Ziel verfolgen“, betonte Sippel. Das Thema „Lärmschutz“ stünde schon seit vielen Jahren auf der Tagesordnung der politischen Entscheidungsträger und habe gerade in letzter Zeit aufgrund des aufkommenden Fluglärms über Rheinhessen wieder mehr denn je an Aktualität gewonnen. „Straßenlärm und Fluglärm überschreiten die Belastbarkeitsgrenze unserer Bürgerinnen und Bürger. Dagegen muss etwas unternommen werden – und zwar bald!“, betonte Heiko Sippel. Veränderte Rahmenbedingungen in der Politik und ein heute höheres Lärmbewusstsein als früher böten die Chance zur Veränderung im positiven Sinne, gab sich Sippel zuversichtlich.

In der anschließenden Aussprache mit den Bürgerinnen und Bürgern zeigte sich, dass der Autobahnlärm auch in der Gemeinde Gundersheim ein Thema ist. Mehrere Anwesende verwiesen auf eine in den 90er Jahren durchgeführte Unterschriftenaktion im Ort, die jedoch keinerlei Wirkung erzielt habe. Hans H. Brecht bestärkte die Betroffenen darin, nicht zu resignieren und ermunterte sie und auch den Gundersheimer Ortsbürgermeister Erno Straus, sich dem Bündnis gegen den Autobahnlärm anzuschließen.